Der Architektur-StiL

Nördlich vom Prinzregentenplatz liegt ein bekanntes Beispiel für Können und Handschrift von Eugen Dreisch. Soweit die Bauten von Eugen Dreisch dokumentiert sind, handelt es sich bei der Anlage Prinzregentenstraße, Versailler Straße, Schneckenburgerstraße - mehr als ein halber Block von Mietwohnungen -  neben der Flachsiedlung Neuharlaching um die größte Wohnanlage, die er gebaut hat.


Die Anlage Prinzregentenstraße 

„Wohnanlage, viergeschossige putzgegliederte Mansardwalmdachbauten in mehreren Flügeln um Höfe angeordnet, mit polygonalen Eckerkern, Risaliten und einem reduziert historisierendem Stuckdekor, von Eugen Dreisch, 1927“.  Auszug aus der Denkmalliste

GROSSE WOHNUNGSNOT

Erbaut wurde die riesige Wohnanlage 1927 im Auftrag des Beamten-Wohnungs-Vereins (bwv).

Der bwv hatte es sich in der Nachkriegszeit und der damaligen Wohnungsnot zum Anliegen gemacht, Wohnraum zu schaffen für Beamte, die zunehmend mehr gebraucht wurden.


große Anerkennung

Eugen Dreisch gewann den Wettbewerb für dieses Bauprojekt und erfuhr für diese Anlage große Anerkennung:
„Auf der Südseite der Prinzregentenstraße hat der Beamten-Wohnungsverein eine ausgedehnte und vorbildliche  Wohnungsanlage geschaffen, 13 Häuser mit 113 Wohnungen von Eugen Dreisch.“ 

Auszug aus Münchner neueste Nachrichten, 1929

Die charakteristischen Gestaltungsmittel

Einerseits ist die gesamte Wohnanlage - das Luftbild zeigt es - wie „aus

einem Guss“, ein zusammengehöriger Komplex aus vier Stockwerken plus Dachgeschoss und einer einheitliche Dachkonstruktion.

Der Eindruck ringsum durchlaufender Etagen, hergestellt durch zwei durchgängige Gesimse, die die Fassade in jedem Teilabschnitt mit einer horizontalen Bänderung versehen. Die Fenster der dritten Etage sind mit einem Sims unterhalb und einem Sims oberhalb versehen, und so andeutungsweise herausgehoben gegenüber den anderen Stockwerken (in früheren Zeiten war dies die Etage der höheren Herrschaften).

Und doch sind die drei Straßenabschnitte des gesamten Trakts unterschiedlich. Am markantesten im Vergleich zwischen Prinzregentenstraße und Versailler Straße.

Der Trakt Prinzregentenstraße 92-100 fällt auf durch Variantenreichtum

Am mittleren Gebäude streben die übereinanderliegenden Dreierkombinationen von schmalen Fenstern säulenartig in die Höhe, und ganz oben, als Abschluss, verleiht ein ovales Fenster, das einzige, der Mitte des Trakts andeutungsweise den Charakter eines Herrenhauses, als eindeutiger Mittelpunkt des Ganzen. 

Dieser Mitteltrakt wird nach rechts und links spiegelbildlich-symmetrisch

ergänzt um andere Fassadenvarianten, so dass das ganze eine

zusammengehörige Einheit ist. Darin gleicht kein Haus  dem anderen, so scheint es. Bei jedem Hausabschnitt, definiert durch die senkrechten Regenablaufrinnen zu beiden Seiten, ergeben die Fenster abhängig von ihrer Form und ihrer Kombination eine besondere, individuelle Struktur.


Man erkennt die Formensprache, die Dreisch auch bei der Konstruktion

seines Wohnhauses verwendet: Verschiedene Fensterformen in unterschiedlicher Kombination im Wechsel mit Loggien – bei Eugen Dreisch

immer wieder zu sehen – nach den Gesetzen der Harmonie. 

Wie EIN KLEINES SCHLOSS. DIE VERSAILLER STRASSE

 Dieser Teil der Anlage in seiner überschaubaren Breite wird eingerahmt

von zwei an Türme erinnernden Erkern mit spielerischen Strukturen und

Ornamenten.

Wirkung erzeugen mit minimalistischen Mitteln

Die fünf großzügigen ineinander übergehenden Bögen simulieren den 

Eingang in ein Schlösschen, drei Ornamente, über ihnen positioniert, tun 

das Ihre zur Verstärkung dieses Eindrucks. Durch die strikte geometrische 

Anordnung identischer Fensterformen entsteht der Eindruck von 

Ebenmäßigkeit. Das Gebäude wirkt dennoch, durch Hervorhebung der dritten Etage mit ihrer minimalistischen Verzierung der Fenster mit Simsen oben und unten,  nicht streng uniform. 

Die Schneckenburgerstraße

Die Fassaden der beiden Teilgebäude auf der Schneckenburgerstraße sind

ähnlich wie auf der Versailler Straße - auch hier steht das Ebenmäßige

im Vordergrund. Auf den Schloss-Charakter wurde in dieser Seitenstraße

 verzichtet. 

Interessant ist die kleine Straße, die durch die beiden

Seitenflügel der Anlage gebildet wird:

  • Unter stadtgestalterischen Gesichtspunkten fügt sie sich ein in die Anlage dieses Viertels mit seinen geschwungenen Straßen.
  • Ebenso erwähnenswert: Mit dieser Straße wurden nicht nur Innenhöfe mit Grünflächen und Orten der Begegnung für die Bewohner geschaffen, sondern auch  der Wohnraum dieser Anlage ganz beträchtlich erweitert, so dass wesentlich mehr Wohnungen für das normale Klientel des bwv zur Verfügung gestellt werden konnten.

Der Architekt Eugen Dreisch wurde durch sein Wirken für gemeinnützige Wohnbaugesellschaften bei der Konstruktion und Leitung großer Wohnanlagen und Siedlungsbauten zur Behebung der damaligen Wohnungsnot bekannt.

Die Hohenzollernstraße 54 im Denkmalnetz Bayern

 Flachsiedlung Neuharlaching 

Am bekanntesten ist die Flachsiedlung Neuharlaching (E-1-62-000-38).
Das Team Eugen Dreisch / Wilhelm Scherer bewarb sich zusammen unter
dem Titel „Sonne und Wirtschaftlichkeit“ um dieses Projekt.

 Das bekannteste Werk VON Eugen Dreisch

Sie  und das Team Fritz Norkauer / Theo Lechner gewannen den Wettbewerb und übernahmen 1928 gemeinsam die künstlerische Leitung beim Bau der Flachsiedlung Neuharlaching. 

Dies ist das wohl bekannteste Werk Eugen Dreisch, ausführlich beschrieben in der Denkmalliste des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege (E-1-62-000-38)  „sprechendes Zeugnis für die besonderen, künstlerisch-gesellschaftlichen Intentionen ihrer Schöpfer“, die es vermocht haben,
der Siedlung durch ihre „offene Komposition, durch die Mehrzahl ihrer Bautypen“  ein Miteinander von bescheidenen und gehobenen Ansprüchen zu ermöglichen, in einer Anlage mit Grünflächen, mit Kleinkunst, mit Läden aller Art, darin sich positiv abhebend von sozialem Wohnungsbau.