Ein Mietshaus in Schwabing
Das Schwabinger Mietshaus Hohenzollernstraße 54 (D-1-62-000-2772) wird in der Liste des Bayerischen Landesamts für so beschrieben: „Mietshaus, fünfgeschossiger Satteldachbau in Jugendstilformen mit Doppelerkerfassade, mit Seiten- und Rückflügel, viergeschossig, von Eugen Dreisch, 1911“.
Das hat Eugen Dreisch aus der Hohenzollernstraße 54 gemacht.
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ein Mietshaus – sein Eigentum
Selten ist ein Architekt ganz frei in seinen Ideen. Bei allen Aufträgen werden an ihn Auflagen und Wünsche herangetragen, an die er sich halten muss.
Eugen Dreisch war sein eigener Bauherr: Er erwarb den Grund in der Hohenzollernstraße und konnte seinen Wohnsitz frei gestalten.
Das einzelne Fenster
ohne Rundungen und Ornamente, eher schlicht, in geometrisch abgewogenen Proportionen, es wirkt durch das Verhältnis von Hauptfenster und Oberlicht.
Sicher nicht unüblich zu dieser Zeit, in schreinermeisterlicher Qualität, wie zu dieser Zeit in serieller Produktion noch üblich.
Die Fensterstöcke und -rahmen der großen Fenster in zwei Farben ausgemalt: eye-catching.
Die Aufteilung des Fensters ist gewollt: nicht nur als Dekoration, sondern auch weil die Glasfläche dadurch geteilt wird; größere Glasflächen konnten damals noch nicht hergestellt werden. Das Glas: größtenteils noch aus der Bauzeit erhalten, an den Schlieren erkennbar.
Mit Fenstern Wände
strukturieren
Die Fassade, ohne Ornamente und Schnörkel angelegt,
wirkt durch die Anordnung von Loggien und originalen Sprossenfenstern in unterschiedlicher Höhe und Breite, in ihren Proportionen und Abständen gegeneinander versetzt und fein aufeinander abgestimmt – dies zusammen mit Erkern und Vorsprüngen gibt der Fassade Struktur und Harmonie.
Die Hohenzollernstraße 54 im Denkmalnetz Bayern
DER STIL von DREISCH hat System
Ins Auge fällt dies insbesondere bei der Rückansicht des Vordergebäudes und dem Schnittpunkt von Vorder- und Seitengebäude.
Die Formensprache von Eugen Dreisch dient in praktischer Hinsicht der Lichtführung.
Durch den Wechsel von Fenstern, Türen, Loggien, Balkonen, die den dahinter liegenden Räumen das erforderliche Licht geben, ergibt sich ein zugleich Spiel von Symmetrie in der Verschiebung der einzelnen verschiedenen Elemente gegeneinander.
Funktionalität und Harmonie
Hier handelt es sich nicht einfach um eine schematische Wiederholung derselben Form, wie sie heute bei Neubauten üblich ist.
In ästhetischer Hinsicht ziehen die verwendeten Elemente durch ihre Ausgestaltung schon als einzelne das Auge des Betrachters auf sich; Sie werden wiederholt und in Verschiebung gegeneinander gesetzt.
Die Zeilenorientierung wird aufgelockert durch die Ausrichtung gleichartiger Elemente in der Vertikale sowie den Erker im Seitengebäude.
Dies alles stiftet einen harmonischen Zusammenklang von Symmetrie und Asymmetrie.
Eugen Dreisch als Vermieter
Die damaligen Adressbücher zeigen:
1911 gibt es die Hohenzollernstraße 54 dort noch nicht,
1912 sind dort Eugen Dreisch und ein Kolonialwarenhändler eingetragen,
1915 ergänzt um eine bunte Mischung:
Kunstmalerin, Rechenmaschinen-Vertreter, Dek.-Maler, Kraftwagenfahrer, Versicherungsbeamter, Hausmeisterwitwe, Schneider, Kaufmann, Volksschullehrer, auch einmal eine Privatiere.
Ein Haus gemacht für jedermann.
Im Mai 2022 wurde das Anwesen vom Immobilieninvestor Baycon
erworben.
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Es droht die Verschandelung der denkmalgeschützten Fassade des Innenhofs
Laut Bauantrag vom September 2022 sind u.a. Außenaufzüge im
Innenhof, Balkone und Dachgeschossausbau geplant.
Mit dem Anbau von Balkonen sowie Außenaufzügen in der Nähe
der Treppenaufgänge würde die gut gesetzte Struktur der
denkmalgeschützten Fassade zerstört werden, ebenso wie die der
historischen Treppenhäuser samt Originalsprossenfenstern.
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